Härtetest für Kindercomics (Finale): Die Zutatenliste von „Animal Jack“ hat alles, was Kinder mögen. Aber schmeckt Julia (11) auch das fertige Gericht?
Puuuh. Bei „Animal Jack“ sträubt sich mir sofort alles, und da weiß ich noch nicht mal, dass Zeichnerin Isabelle Mandrou alias Miss Prickly schon die schreckliche „Adele“ mitentwickelt hat. Es liegt an der Sparkassencomic-Optik. An den berechnend verbratenen Kinderelementen. Aber: Der Comic soll ja dem Wurm schmecken, nicht dem Fisch oder so…
„Politiker sind alle korrupt“?
Worum geht's? Jack ist ein Bub, der sich alle Nase lang in ein Tier verwandelt. Etwa wie Fred Clever, Jack scheint es aber nicht immer steuern zu können. Sprechen kann er jedenfalls nicht, weshalb immer irgendwer seine Verwandlung beschwafeln muss. Und falls keiner da ist, hat Jack ein Glühwürmchen dabei, das seinen belehrenden Senf dazugibt. Das nervt, aber so richtig ärgert mich etwas anderes.
Auch Jack muss einen Wald retten. Doch die Bedrohung sind hier nicht die Wünsche der Eltern, der Gesellschaft, sondern korrupte Politiker und Bosse. Weshalb der Comic einfach einem Waldbewohner unwidersprochen in den Mund legt, „die Politiker sind alle korrupt“ und Wahlen würden nichts ändern. Schon klar: Je weniger Demokratie, desto gesünder der Wald. Ich bin so sauer, dass es schwer wird, nichts zu sagen, als ich Julia den Comic gebe. Aber ich halte den Mund.
Posterqualität statt Storytelling
Julia auch, aber nicht wegen der Politik. Jack scheint irgendwie so gar keinen Eindruck zu hinterlassen. Es ist zwar alles drin, was sie mag (Tiere, Magie), aber ein Zuckerwürfel und ein Löffel Fett sind halt nur rein rechnerisch dasselbe wie ein Keks. Weshalb Julia auch die Höhepunkte eher aussucht wie im Poster-Shop, weniger aus der Handlung heraus.
Die niedlichste Stelle: Jack schmust mit Tieren
Die beste (weil lustigste Stelle): Jack kommt als Hund heim und schlabbert seinen Vater ab
Julias Entscheidung
Das Ranking bestätigt den Eindruck: Julia fängt von unten an, weil's effektiver ist. „Adele“ wird überholt, aber dann schwindet der Schwung. Die Top-5 sind außer Reichweite, „Jack“ muss sich mit „Trip mit Tropf“ und „Willkommen in Oddleigh“ auseinandersetzen...
1. Idefix und die Unbeugsamen
2. Alldine & die Weltraumpiraten
3. Das unsichtbare Raumschiff
4. Zack!
5. Witches of Brooklyn
6. Hugo & Hassan forever
7. Boris, Babette und lauter Skelette
8. Hände weg von unserem Wald!
9. Trip mit Tropf
10. Willkommen in Oddleigh
11. Animal Jack
12. Karl der Kleine: Printenherz
13. Superglitzer
14. Die schreckliche Adele
P.S.
Ein kleiner Nachtrag: Tanja Eschs „Boris, Babette und lauter Skelette“ hat zur Frankfurter Buchmesse 2023 den Preis den Deutschen Jugendliteraturpreis abgeräumt. Kann man trotz Platz 7 bei Julia absolut vertreten.
Das war's: auf Wiederlesen in der nächsten Staffel!
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Härtetest für Kindercomics (12): „Idefix und die Unbeugsamen“ nenne ich berechnend zusammenkopiert – aber Julia (11) sieht das gaaanz anders
Albert Uderzo lebt wieder, und er heißt Jean Bastide: Im ersten Band des Kindercomics „Idefix und die Unbeugsamen“ zeichnet er eine der drei Episoden so originalgetreu, dass man sich fragt, wieso man die Hauptserie zehn Jahre lang von Didier Conrad vollmalen ließ. Aber das war's schon mit den positiven Überraschungen – für mich.
Grautvornix als Justin Biermann
„Idefix“ ist ein reines Industrieprodukt, Risiko und Nebenwirkung einer TV-Serie. Die Episoden sind aus Asterix-Bestandteilen so zurechtgeschraubt, dass sich der niedliche Hund verwursten lässt. Nur optisch, wohlgemerkt: Denn während Idefix classic bei Asterix eine Kommentarfunktion hat, übernimmt er hier Detektivaufgaben und Verfolgungsjagden, Idefix goes Paw Patrol. Was ihn leider recht austauschbar macht.
Das wird auch nicht besser, wenn man sinnfrei das Personal klassischer Alben einbaut. Amnesix ist wieder geheilt, Grautvornix ist jetzt ein Mix aus Wolf Biermann und Justin Timberlake – eine Funktion jenseits der Wiedererkennung für kaufende Eltern haben beide nicht. Die Römerhunde sind als beliebig überwindbare Gegenspieler so lieblos zusammengeklebt wie der Rest des Settings: Idefix und seine Freunde wohnen nun in Lutetia. Warum? Egal. Dort lebt jetzt auch Majestix mit seiner Frau. Aber nicht in seinem Haus, das mitten in Lutetia leer steht und von den Hunden bewohnt wird. Als Dreingabe werden ganze Szenen wie der Stierkampf aus „Asterix in Spanien“ 1:1 kopiert. Haben die keine Angst, dass Julia den Band kennt?
Süß, süß, süß
Tatsächlich wundert Julia sich auch über das leere Haus. Doch damit endet unsere Gemeinsamkeit, aber sowas von! Und da reden wir noch nicht mal von den unterschiedlichen Zeichnerqualitäten. Der Umzug nach Lutetia ist völlig egal, wer Idefix füttert, auch. Majestix macht hier wohl Urlaub, das stört keinen großen Geist. Idefix ist süß, seine Freunde wie Turbine oder Dertutnix ebenfalls. Süß sind übrigens auch die Römerhunde. Einen leichten Tadel erntet allenfalls Sardine, die faucht nämlich immer nur.
Die beste (weil lustigste Stelle): Wie der Uhu Weissnix die wirren Zaubertränke zusammenrührt (Himmel, das Kind kennt doch den „Kampf der Häuptlinge“!)
Die niedlichste Stelle: Die Römerkatze trinkt (Seite 29)
Julias Entscheidung
Also gut: Diesmal hat „Die schreckliche Adele“ nichts zu befürchten, der letzte Platz bleibt ihr vorerst. Aber als auch „Hugo und Hassan“, sogar „Zack!“ locker überholt werden, frage ich Julia, ob ihr denn Idefix lieber ist als die Originalalben mit Asterix. Sie denkt kurz nach und sagt dann: „Ja.“ Ab da schwant mir Finsteres...
1. Idefix und die Unbeugsamen
2. Alldine & die Weltraumpiraten
3. Das unsichtbare Raumschiff
4. Zack!
5. Witches of Brooklyn
6. Hugo & Hassan forever
7. Boris, Babette und lauter Skelette
8. Hände weg von unserem Wald!
9. Trip mit Tropf
10. Willkommen in Oddleigh
11. Karl der Kleine: Printenherz
12. Superglitzer
13. Die schreckliche Adele
... wird natürlich fortgesetzt
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Kindercomics-Test (11): „Die schreckliche Adele“ sorgt für Stirnrunzeln – doch Julia (auch 11) vermisst etwas anderes
Tough, schlagfertig, unerschrocken: Auf Anhieb spricht eine Menge für „Die schreckliche Adele“, eine Kinderserie. Diesmal wird Adele eine Märchenzuckerwelt voller Prinzessinnen und Einhörner aufmischen, und das klingt ja prinzipiell gut. Aber an der Oberfläche kratzt man besser nicht.
Der Konsumtraum: Cocktails plus Shopping
Denn woran erkennt Adele diese Märchenwelt als Märchenwelt? Daran, dass Mädchen zum Friseur gehen, im Pool Cocktails schlürfen und shoppen. Hinter dem Traum steckt zwar ein harter Prinzessinnenwettbewerb, doch das Konsum-Ideal selbst ist für sie okay. Nehm ich mal so staunend zur Kenntnis.
Noch ärgerlicher ist, was Adele so sauer macht: Dass die Prinzessinnen den harten Wettbewerb mitmachen müssen, wohingegen die Prinzen den ganzen Tag nur spielen und von Feen bedient werden. Woraufhin Adele erstmal die Prinzen an- und ihre Hilfsfeen vergiftet (!), denn: „Lernt endlich, wie man Essen zubereitet und Unterhosen wäscht!“ Was einerseits ein berechtigter Wunsch ist, aber:
Wer bekocht eigentlich Adele?
Wer wäscht ihre Unterhosen?
Was würde Pippi Langstrumpf tun?
Kann es sein, dass Adele nur sauer ist, weil es sich andere noch bequemer gemacht haben? Warum verzichtet sie nicht einfach auf den Prinzessinnen-Contest? Was hätte Pippi Langstrumpf getan? Jedenfalls hat die nie Tommy und Annika ihre Idee von Unterhosenreinigung aufs Auge gedrückt, obwohl sie ihre Wäsche tatsächlich selbst erledigte. Und Julia?
Das mit der Gerechtigkeit leuchtet ihr sofort ein. Die einen brauchen Schmunzelpunkte, die anderen nicht, das ist wirklich unfair. Trotzdem wäre sie nicht lieber bei Adele: Denn „die ist immer schlecht gelaunt.“ Noch schlimmer: In dem ganzen Comic findet Julia keine sympathische Figur außer dem Oger Fleckweg (dessen Dauergag der Comic-Gelehrte Steve Martin 1982 hier erläuterte).
Irgendwas läuft hier völlig falsch
Dabei sieht Adele gut aus: Julia mag die Zeichnungen, und ihr lesemuffliger jüngerer Bruder hat den Band freiwillig aufgeklappt und immerhin angefangen: „Adele“ ist knallbunt, schwungvoll gezeichnet, nicht zu brav, nicht zu irritierend, direkt disneytauglich. Aber trotzdem läuft hier offenbar etwas grundfalsch. Als ich Julia nach der besten Stelle im Comic frage, sagt sie verblüffend schonungslos: „Das ist wieder Fleckweg. Das war das Beste, was ich noch finden konnte.“
Die beste Stelle: s.o.
Die niedlichste Stelle: Entfällt, weil: „Das war das einzige, was mir gefallen hat.“
Julias Entscheidung
Also gut, „Alldine“ bleibt an der Tabellen-Spitze wie der FC Bayern. „Adele“ ist kein Top Drei-Material, das kann schon mal vorkommen. Aber was dann passiert, war nicht vorherzusehen...
1. Alldine & die Weltraumpiraten
2. Das unsichtbare Raumschiff
3. Zack!
4. Witches of Brooklyn
5. Hugo & Hassan forever
6. Boris, Babette und lauter Skelette
7. Hände weg von unserem Wald!
8. Trip mit Tropf
9. Willkommen in Oddleigh
10. Karl der Kleine: Printenherz
11. Superglitzer
12. Die schreckliche Adele