Bastien Vivès feiert mit sparsamen Strichen erste Liebe und ersten Sex. Irritierend: die Protagonisten der brillant gezeichneten, einfühlsam erzählten Graphic Novel sind 16 und 13
Also, ich will jetzt nicht mehr draus machen als tatsächlich dahintersteckt, aber ich bin schon ein bisschen verwirrt. Dabei habe ich nur einen Comic gelesen. Einen hervorragenden, einfühlsam erzählten, brillant gezeichneten Comic, berührend in jeder Beziehung, gewitzt, zauberhaft – und trotzdem sitze ich hinterher da und stelle mir die Frage: Bin ich jetzt ein Edathy? Oder bin ich nur #MeToo-hypersensibilisiert oder irgendsowas?
Ich meine, man muss ja bedenken: Das ist ein Comic, da wurde nun wirklich niemand angefasst, missbraucht, benutzt, sonstwas, hundertprozentig, ich kenne den Zeichner, ich habe ihn live zeichnen sehen, der braucht keine Modelle oder irgendwen, der macht das superlocker aus dem Kopf heraus direkt aufs Papier. Er ist Franzose, heißt Bastien Vivès, und der Comic, um den es geht, heißt „Eine Schwester“. Ein Comic, den man im Übrigen selbst bei skeptischster Betrachtung mindestens großartig nennen muss.
Das geheimnisvolle Universum der Erwachsenen
Die Geschichte selbst ist simpel: Ein Ehepaar fährt mit seinen beiden Söhnen Antoine und Titi ins Ferienhaus. Die Jungs gehen an den Strand, zeichnen Comicfiguren und Pokemons, und als sie zurückkommen sind weitere Gäste im Haus: Sylvie, eine Freundin der Familie, die gerade eine Fehlgeburt hatte, Trost braucht und deshalb zu Besuch gekommen ist. Mitgebracht hat sie ihre Tochter Hélène. Hélène ist 16 und macht, was Mädels mit 16 öfter vorzugsweise tun, nämlich ins Smartphone glotzen. Aber sofort ist klar: Hélène, die Sonnenbrille trägt und knappe Klamotten, die heimlich raucht, kommt aus einer anderen Welt, sie ist viel näher am geheimnisvollen Erwachsenen-Universum als Antoine, der gerade 13 geworden ist.
Aber für die Erwachsenen ist sie noch ein Kind, also wird sie bedenkenlos mit Antoine und Titi losgeschickt. Es entwickelt sich was zwischen Antoine und Hélène, na klar, es ist – wie gesagt – keine superneue Geschichte. Die Frage ist in solchen Fällen vielmehr: Kriegt man den Zauber hinein? Den Zauber des Sommers, den Zauber der ersten Liebe, die ganze Unsicherheit. Das macht Vivès schon mal fabelhaft.
Er: schüchtern und ernst. Sie: mutig und entdeckungslustig
Die Figuren sind erstklassig: Titi ist ein guter, nervig-charmanter kleiner Bruder, noch ganz in dem Alter, aus dem Antoine – ohne es zu merken – gerade herauswächst. Antoine ist schüchtern und ernsthaft, und dass er sich so ernsthaft um seinen kleinen Bruder kümmert, ist wiederum der Schlüssel dafür, dass ihn Hélène ernst nimmt. Hélène, die eben nicht immer alles macht, was die Eltern anordnen. Sie klaut abends beim Weinfest eine halbleere Flasche und lädt den schüchternen Antoine zum heimlichen Mittrinken ein, und erst ab diesem Abend bemerkt er Hélènes ziemlich anregende Figur, die dem Leser natürlich schon die ganze Zeit aufgefallen ist.
Ab da hofft man natürlich, dass Antoine Hélène kriegt, man hat richtig Angst um ihn, weil an dem Ferienort auch viele andere Jungs unterwegs sind, die ein bisschen größer sind als er, ein bisschen selbstsicherer. Schön ist auch: Vivès macht aus Hélène keine frühreife Femme fatale. Sie mag Antoine, weil er anständig ist und hilfsbereit, wahrscheinlich auch, weil man bei ihm alles etwas besser unter Kontrolle hat als bei den größeren Jungs, die sich sofort um sie scharen. Weil er nie ungefragt irgendwo rumfingern würde. Und dann fragt sie ihn eben mal in einem ruhigen Moment, ob er schon mal ein Mädchen geküsst hat. Und ob er’s mal probieren will, und dann… Aye carumba!
Ein Kopf aus drei Linien - aber trotzdem ist alles da
Vivès war schon immer ein sensationeller Zeichner, aber so reduziert hat er nicht mal in „Polina“ gearbeitet. Schwarz-weiß, dazu zweierlei Sorten Grau zur Schattierung, fertig. Hélènes Kopf besteht manchmal nur noch aus drei Linien, und dennoch ist alles da, Körperhaltung, Gefühl, die Blicke, obwohl Vivès oft gar keine Augen zeichnet.
Der Geruch von Strand in den Haaren. Und gerade auch die Bewegung, wie Mädchen und Frauen gehen, sitzen, stehen, und Antoine genauso, mal wie ein Kind, mal wie ein Mann, der sich noch nicht an seinen Körper gewöhnt hat. All das, so sparsam und zugleich so vollständig, dass es einen nicht wundern würde, wenn Vivès dasselbe demnächst mit einem leeren Blatt hinbekommt. Und dann langt er richtig hin. Weil er erkennbar keine Lust hat, an den knisternden Stellen mit der Kamera ins Kaminfeuer wegzuschwenken.
Wen das kaltlässt, der war nie 14, 15, 16
Er zeigt, in ebendiesem zauberhaften Stil, Sex. Blowjob, Erektion, Ejakulation, Schamhaar inklusive, stets im Dienste der Story, wie es so schön heißt, aber wer behauptet, dass ihn diese Szenen kalt lassen, der ist nie 14 gewesen oder 15 oder 16 oder verliebt oder unglücklich verliebt oder neugierig oder überhaupt auch nur jung.
Trotzdem habe ich sofort angefangen, nach Vergleichen zu suchen, die mir versichern, dass das alles okay ist. Die „Blechtrommel“-Verfilmung, aber da war bei Brausepulver im Bauchnabel Schluss. Die 70er, in denen zärtliche Cousinen durchs Kino flimmerten, oder wundersame Schwangerschaften in der Blauen Lagune, aber da waren keine 13-Jährigen dabei, oder?
Doch dieser Antoine ist nur ein gezeichneter 13-Jähriger, den gibt’s gar nicht in echt. Und dann merke ich, wie ich darüber nachdenke, ob alles einvernehmlich ist, die Fummelei unter Jugendlichen stattfindet, kein Erwachsener dabei, all diese eigenwilligen Kriterien, mit denen man plötzlich nicht mehr die Qualität eines Comics zu beurteilen versucht, sondern nur noch die Rechtslage. Aber, zum Donnerwetter nochmal, dafür ist „Eine Schwester“ einfach viel zu großartig.
Bastien Vivès, Eine Schwester, Reprodukt, 24 Euro
Dieser Text erschien zuerst bei SPIEGEL Online.
Zum Valentinstag: US-Star Terry Moore setzt den RomantiComic „Strangers in Paradise“ fort. Sechs Bände gibt’s bislang – einer lustiger, trauriger, bittersüßer als der andere
Ich sitze im Regionalzug und heule Rotz und Wasser, und das nicht zum ersten Mal bei diesem Comic. Angefangen habe ich nur anstandshalber, weil man sich ja für alles interessieren sollte, auch für Sachen, die einem eher nicht liegen, wie eben Romantik-Schmonzetten. Also wirft man pflichtbewusst einen Blick in diese Serie da, „Strangers in Paradise“, wenn’s einem nicht gefällt, kann man sie ja wieder weglegen. Und dann stellt man fest: Das Zeug ist gut. Und nicht nur das: Es ist umwerfend – obwohl die Zutaten denkbar wenige sind.
Drei, um genau zu sein.
Da wäre: Eine üppige, hübsche Frau, die stets an sich zweifelt und eher konservative Träume hat – Francine. Da wäre: Eine kleine, zähe, gutaussehende Blondine, die zu 90 Prozent lesbisch ist – Katchoo. Und da wäre dann ein niedlicher, sehr verständnisvoller Junge – David. David liebt Katchoo, Katchoo liebt Francine, Francine will aber einen Kerl – so geht das Ganze los.
Fast immer sehr erotisch, selten wirklich nackt
Klar kommen noch diverse Irrungen und Wirrungen dazu, aber mit einem Grundgerüst aus drei Leuten kann man doch eigentlich nicht viel zaubern, oder? Kann man wohl - wenn Terry Moore der Magier mit diesen Zutaten ist. 14 Jahre lang hat der Texaner die Serie gezeichnet, stets schwarz-weiß, realistisch, das Vorbild sind klassische US-Zeitungsstrips, die – anders als die Vier-Panels-mit-Pointe-Peanuts – über Wochen und Monate eine fortlaufende Geschichte erzählen. Die Bilder sind dabei schon mal der erste Blickfang: Moore zeichnet seine Frauen ausgesprochen liebevoll und ansehnlich.
Fast immer sehr erotisch, aber selten nackt. Nachdenklich, wütend, listig, hinterlistig, verliebt, besoffen, verschämt, Moore zeichnet die ganze Gefühlspalette – und er weiß, wie man diese Gefühle inszeniert. Es gibt für jede Regung einen Grund, jede Aktion ist eigentlich eine Reaktion, und weil Frauen oft gesprächiger sind als Männer, gibt es auch jede Menge Dialoge, gute Dialoge, schnelle Dialoge, lange Dialoge, witzig, gemein, voller Hass, voller Kummer, voller Zärtlichkeit, oft wendungsreich, aber zuverlässig zuspitzend. Moore schreibt Dialoge so gut, wie er Frauen zeichnet. Und das ist nur der Anfang.
Slapstick, Sehnsucht, Sitcom - Moore kriegt jede Kurve
Was er immer wieder gerne dazwischen streut, sind Slapstickmomente, völlig überdrehte Situationskomik, und dabei entgleist ihm dann sein Zeichenstift gerne gleich mit. Dann rutschen die Gesichter in Richtung Karikatur, er überzeichnet Action, Bewegungen und Reaktionen cartoonartig, was eigentlich die Ernsthaftigkeit der Figuren dauerhaft beeinträchtigen müsste, und dann passiert das nächste Wunder: Wie Moore den Übergang aus der Comedy zurück in die Geschichte moderiert.
Da genügt oft ein Blick in die Augen seiner Protagonisten, und dann ist unfassbar schnell wieder Schluss mit lustig. In seiner später erschienenen Horror-Serie „Rachel Rising“ sieht man, wie grandios das in die Hose gehen kann, wie er ein ums andere Mal den Grusel mit Kaspereien ruiniert – in „Strangers in Paradise“ meistert er sämtliche Situationen so bravourös, dass man mit offenem Mund weiterblättert.
Natürlich gibt's ein dunkles Geheimnis
Es hilft natürlich, dass Moore rasch die Zutatenliste erweitert. Er erfindet das Genre auch keineswegs neu: Erst bekommt Katchoo ein dunkles Geheimnis, dann bekommt David eines, genau genommen sind das alles bekannte Klötzchen aus dem Skriptbaukasten. Aber parallel dazu erweitert er auch seine Erzählmethoden. Er wechselt ständig die Perspektive, erzählt in der ersten Person, beobachtet in der dritten Person, er schreibt ganze Seiten wie einen Roman mit Bildern, er streut Songtexte ein, er zeichnet Seitenweise Bilderfolgen ohne jede Sprechblase, lässt den Dialog senkrecht zwischen zwei extrem hohen Porträts ablaufen, er mischt Bild und Text grade wie er’s braucht und mit einer Sicherheit, der man sich als Leser gerne anvertraut.
Und wenn ihm all das nicht mehr reicht, dann macht er eine kleine Rückblende, fünf Jahre in die Vergangenheit. Oder er springt zehn Jahre in die Zukunft, und Francine, die sich doch soeben noch für Katchoo entscheiden wollte, hat plötzlich eine Tochter und keinen Mann mehr dazu und fragt sich, wie es je soweit hatte kommen können? Es ist schlichtweg nicht zu fassen, was Moore der Leserschaft zumutet und was der Leser (ja, explizit sogar auch der Leser) gerne mit sich machen lässt: Es gibt eine geheimnisvolle Verschwörerverbrecherbande, es tauchen Halbschwestern auf, brutale Morde, hartnäckige Polizisten, richtig heftige Gewalt, aber stets so geschickt eingesetzt, dass die Dreierlovestory immer die Hauptsache bleibt.
Und grade, wenn man sich fragt, ob dieser Terry Moore denn wirklich alles, alles, alles kann, dann betrachtet man seine oft verheerend falsch gezeichneten Autos. Möglicherweise macht er das aber extra, damit er nicht völlig unglaubwürdig wird.
Sechs Bände „Strangers in Paradise“ gibt es, für jeden von ihnen ist es empfehlenswert, ein Extrapäckchen Taschentücher bereitzuhalten. 2018, so hat Terry Moore versprochen, will er „Strangers in Paradise“ fortsetzen. Die Nachricht ist zum Heulen schön.
Einen frohen Valentinstag!
Dieser Text erschien erstmals bei SPIEGEL Online.
Neu übersetzt: Reprodukt legt Robert Crumbs „Fritz the Cat“ wieder auf. Ein Comeback des Katers, der Miezen schon 1965 behandelte wie Donald Trump heute
Was für eine willkommene Neuauflage: Reprodukt hat soeben „Fritz The Cat“ neu herausgebracht, vollständiger than ever, und im großformatigen Hardcover. Was eine sehr schöne Erleichterung darstellt: Die meines Wissens letzte, von der FAZ herausgegebene Sammlung deutscher Sprache ist nicht nur längst vergriffen, sondern im Taschenbuchformat erschienen: eine Menge Kleingags sind selbst mit Lesebrille nur noch winziges Gefutzel. Die Frage ist allerdings, ob es sich heute noch lohnt, über 50 Jahre nach der ersten Veröffentlichung. Die Antwort: Mehr denn je. Ende der 60er war Fritz ein Skandal. Heute ist er der Normalfall.
Klarer Blick, schmutzige Fantasie
Fritz The Cat ist das Geschöpf des Comiczeichners Robert Crumb, Jahrgang 1943, ein unscheinbarer Typ mit Brille, einem bestechend klaren Blick und erfrischend schmutzigen Fantasien. Indem er beides gekonnt vermischte, zeichnete sich Crumb seit den 60ern vom Insidertipp zum Weltruhm. Von all seinen Figuren ist dabei „Fritz The Cat“ zweifellos die vermarktbarste (und darum auch 1972 verfilmte) – nicht zuletzt, weil Fritz sich vorrangig auf Sex konzentriert, von Anfang an. Schon in seiner ersten Geschichte, in der er seine Mutter und seine kleine Schwester auf dem Land besucht.
Seinen Job hat er da hingeschmissen, es wird klar, dass er nur heimkommt, weil Mutti ihm gerührt was zu essen macht, kostenlos. Und als er sieht, dass seine Schwester ansehnlich gewachsen ist, wird klar, dass er ihr erst den großen Macker aus der Stadt vorspielen und sie dann vögeln wird. Nichtstun, schmarotzen, ficken – das ist das Prinzip Fritz: Aber diese erste Geschichte ist noch etwas zu bitter, weil die Mutter so nett ist und die eigene kleine Schwester –, also, das ist schon reichlich skrupellos. Richtig explosiv wird die Mischung erst, als Crumb diesen Fritz auf die linksliberale Szene einer fiktiven Großstadt der 60er loslässt.
Sagenhafte Phrasenschleuder
Fritz studiert jetzt, aber tatsächlich interessiert ihn nur, wo man Drogen herbekommt, wer ihm das nächste Bier bezahlt und mit wem er als nächstes poppt. Zu diesem Zweck hat sich die Katze zu einer sensationellen Phrasenschleuder gemausert, die alles von sich gibt, was man sagen muss, um in der Szene Erfolg zu haben: Mal der Revoluzzer, mal der Künstler/Dichter/Schriftsteller, mal der einfühlsame Frauenversteher. Was auch deshalb so lustig ist, weil seine Umgebung dasselbe macht.
Fritz beschwallt Schwallbacken, befaselt Faselfrauen, die ganze Szenerie ist so durchschaubar, dass man sich andauernd fragt, warum sich die Beteiligten nicht alle gegenseitig durchschauen? Schließlich ist Fritz alles andere als einfallsreich: Als einmal vier Miezen nacheinander in seiner Bude auftauchen, erzählt er ihnen ungerührt allen denselben Schmarrn.
Man muss jedoch sagen: Fritz ist nicht nur Schmarotzer, er verbindet das Schnorren mit ausufernder Selbstdarstellung. Er will bewundert werden und die geilste Zeit haben. Tatsächlich erinnert Fritz daher auch gelegentlich an niemand geringeren als den frühen Andreas Baader, der die Studentenbewegung als Star-Vehikel kaperte.
Lebensziel: Auto kaufen, Gas geben
In einer Szene etwa entfesselt Fritz aus dem Moment heraus einen Schwarzen-Aufstand, grinsend. Die Schwarzen interessieren ihn keinen Pfifferling, was ihm stattdessen wichtig ist, erzählt er kurz darauf seinem Kumpel: „Ich will endlich wieder leben und lieben, alter Junge. Ich bin grad dabei, mir ein Auto zu besorgen… dann tret ich das Gaspedal voll durch und verschwinde in ’ner Riesenstaubwolke.“
Während Fritz’ Freunde wissen, dass man notfalls eben doch ab und zu lernen oder arbeiten muss, glaubt Fritz hingebungsvoll seinen eigenen Unfug. Er glaubt, dass „Nichtstun“ und „Freiheit“ dasselbe sind. Dass ein Künstler nicht jemand ist, der Kunst fabriziert, sondern jemand, der für einen Künstler gehalten wird. Das Amüsante war damals, zu Fritz' Entstehungszeit, dass der Leser zwar wusste, dass es diese Überschneidungen tatsächlich gibt, aber dass sich ein normaler Mensch ihrer nie so rücksichtslos und dummdreist bedienen würde wie Fritz. Heute ist das anders. Das Fritztum hat sich ausgebreitet.
Das Fritztum hat sich ausgebreitet
Tatsächlich ist der Alltag längst voll mit solchen Hülsen-Früchtchen. Youtube beheimatet zu Dutzenden und Hunderten Blogger, die zu den Nachrichten aus Zeitungen und Fernsehen ihren Senf geben und sich deshalb für Journalisten halten – und für Journalisten gehalten werden. Wir haben Castingprodukte, die sich für Musiker halten – und als solche gelten. Online-Stars, die ihr Leben längst zur Dauerwerbesendung umgestaltet haben – und Hunderttausende Zuschauer, die glauben wollen, sie bekämen dort Tipps von Freunden.
Und man kann darüber streiten, was für die jeweilige Umgebung gefährlicher ist: Fritz, der seine Uni-Notizen verbrennt und dabei das komplette Mietshaus abfackelt, oder seine real existierenden Epigonen, die in einer Flut der Selbstdarstellungen den Schwachsinn so gründlich normalisieren, bis so etwas wie Donald Trump Präsident werden kann.
Die Pose ist alles, der Inhalt ist nichts. Heute, nach über 50 Jahren, hat „Fritz the Cat“, das Original, tatsächlich eher entspannende Wirkung: Hier ist wenigstens nach dem Sex kurz Ruhe.
Robert Crumb, Fritz the Cat, Reprodukt, 29 Euro
Dieser Text erschien zuerst bei SPIEGEL Online.